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Die wirkliche Katastrophe
Katrina Aftermath



Autor:
Christian

Datum:
09.09.05 22:58

Tagebuch aus
On the Road


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On the Road


 

Als wir in Dallas warteten und überlegten, ob wir doch noch durch New Orleans nach Florida fahren sollten, war diese Idee noch nicht so abwegig. Normalerweise erholen sich betroffene Gebiete zumindest bis zu einem gewissen Grad innerhalb kurzer Zeit von einem Hurricane und eigentlich hat der historische Teil von New Orleans Katrina zuerst besser überstanden als erwartet. Auf CNN waren Menschen zu sehen, die Zuversichtlichkeit ausstrahlten, bis zum Labor Day (5.9.) ihr Heim wieder halbwegs in Schuss zu bekommen. Da kam für New Orleans erst die eigentliche Katastrophe, der Damm, der die unter dem Meeresspiegel liegende Stadt vor den Wassermassen des Lake Pontchartrain schützen sollte, brach und die Stadt wurde vollkommen überflutet und endgültig zerstört. Schnell wurde es zur traurigen Gewissheit, dass tausende Menschen, die den Hurricane überlebt hatten, in den sich rasend schnell ausbreitenden Wassermassen ihr Leben verloren haben. Damit aber noch nicht genug an Katastrophen, die Überlebenden harrten Tage aus und kämpften um ihr Leben in einem Gebiet, das die letzte Infrastruktur zu verlieren schien. Als die Tage verstrichen, ja eine Woche verging, wird uns die anbahnende neue Katastrophe immer klarer. Die Menschen, die den schlimmsten Hurricane der Geschichte in den USA, den Horror der Überflutung teilweise seit Tagen auf den Dächern ihrer Häuser überlebt haben, dem drohenden Hungertod ausgesetzt, sehen sich nun von der restlichen Welt abgeschnitten und scheinbar vergessen. Hinzu kommt noch, dass Gesetz und Ordnung in dieser Stadt mangels Exekutive nicht mehr existieren. Wir sehen Bilder von Müttern mit ihren Babys, die verzweifelt nach Nahrungsmittel rufen, da weder Lebensmittel noch reines Wasser verfügbar sind.
Der Unmut der Bevölkerung nicht nur des betroffenen Gebietes steigt und verschiedene Spekulationen über das offensichtliche Versagen des Katastrophen Managements werden immer lauter und öffentlich artikuliert. Es dauert eine Woche, bis die ersten Hilfspakete in New Orleans ankommen.

Wurde alles einfach nur unterschätzt? Wie immer in solchen Fällen haben verschiedene Experten seit Jahren auf die Bedrohung und den schlimmsten Fall hingewiesen. Wie wir von CNN erfahren, wurde auch bereits die Verbesserung des Dammes in Auftrag gegeben und sollte heuer noch installiert werden, leider zu spät. Warum die Hilfsgüter nicht eher geliefert und tausende Soldaten entsandt wurden, um wieder ein geordnetes Chaos zu schaffen, wird sicher noch, wie wir Amerika kennen, in einem eigenen Ausschuss heiß diskutiert werden. Warum die notwendigen Hilfsgüter und personellen Ressourcen nicht schon 2 Tage danach vor Ort verfügbar waren, werden wir Nicht-Politiker wahrscheinlich nie verstehen, wir sehen das wohl alles zu einfach.

Dass es sich hierbei allerdings um die größte und hoffentlich letzte Katastrophe in diesem Gebiet handelt, wird auch uns klar. Für die einen wird es gewiss noch zu einer politischen Katastrophe und für die anderen ist es bereits eine menschliche.

Trotz aller Schwierigkeiten laufen die Rettungsmaßnahmen mittlerweile auf Hochtouren. Für die Menschen aus New Orleans ist allerdings eines traurige Gewissheit, sie müssen sich einen neuen Lebensraum suchen und schaffen. An einen Wiederaufbau dieses Gebietes ist in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren kaum zu denken.


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